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College for Social Sciences and Humanities

Tahani Nadim erforscht Erinnerungskulturen im digitalen Wandel

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Porträt Nadim Tahani © Katja Marquard ​/​ Ruhr-Universität Bochum
Tahani Nadim erforscht Erinnerungskulturen im digitalen Wandel am College for Social Sciences and Humanities.
Mit Tahani Nadim gewinnen die Ruhr-Universität Bochum und das College for Social Sciences and Humanities eine interdisziplinär versierte Wissenschaftssoziologin für eine Professur im noch jungen Forschungsfeld der Digital Humanities.

Die Wissenschaftssoziologin Tahani Nadim hat im Oktober 2024 die Forschungsprofessur ‚Curating Digital Objects of Cultural Knowledge and Memory‘ angetreten, die an der Ruhr-Universität Bochum am Kunstgeschichtlichen Institut verortet und Teil des College for Social Sciences and Humanities der Universitätsallianz Ruhr ist. In ihrer Forschung vereint Nadim die Felder Soziologie, Anthropologie, Wissenschaftsgeschichte und Kulturwissenschaften. An der Ruhr-Universität und am College wird sie untersuchen, wie sich digitale Technologien und digitale Sammlungspraktiken auf Erinnerungskulturen auswirken. „Die Bewahrung von und der Zugang zu Erinnerungen ist wesentlich für das Selbstverständnis der Menschen, ihr Recht auf Selbstbestimmung und demokratische Teilhabe,“ sagt Nadim.


Die Multiperspektivität von Geschichte sichtbar machen
Im Schwerpunkt ‚Civic Digitization‘ möchte sie eine Brücke zwischen Forschung und Praxis schlagen: Ein ‚Memory Lab‘ soll es ermöglichen, private Bestände wie Tagebücher, Fotos und Videos digital zu archivieren und den Austausch zwischen Forschung, Zivilgesellschaft und Archiven anzuregen. Dabei geht es Nadim auch darum, die Multiperspektivität von Geschichte sichtbar zu machen. Sie möchte sich zu Beginn Zeit nehmen, um das Ruhrgebiet, seine Initiativen und Archive kennenzulernen.

Am Ruhrgebiet interessiert Tahani Nadim vor allem seine gesellschaftliche Vielfalt und der Wandlungsprozess, in dem sich die von Bergbau und Migration geprägte Region befindet. Denn ein weiterer Forschungsschwerpunkt, den sie verfolgen möchte, liegt auf den sich verändernden Beziehungen zwischen Menschen und Umwelt und der Rolle, die Umwelt und Natur in unserer Erinnerungskultur spielen. Dazu gehört auch, regional ungleich verteilte Auswirkungen der sozial-ökologischen Transformation sowie Fragen von Konservierung und Artenschutz in den Blick zu nehmen: „Wir kämpfen gegen Biodiversitätsverlust und wollen Natur und Arten erhalten. Das Bewahren geht aber immer einher mit Selektion und Ausschluss – es hat einen Preis“. Diese politische Dimension will Nadim auch in ihrer Lehre aufgreifen, die sie interdisziplinär und themen- beziehungsweise problemorientiert gestalten möchte.

„Unser Erleben der Natur und unser Umgang mit ihr sind beeinflusst von Begriffen und Unterscheidungen, die menschgemacht sind.“

In ihrer Forschung bewegt sich Nadim schon lange an der Schnittstelle zu den Natur- und Lebenswissenschaften. So befasste sie sich intensiv mit den Auswirkungen von Datafizierung im Kontext von Naturgeschichte, Biodiversität und Genomik. „Mich hat interessiert, wie der verstärkte Fokus auf das Gewinnen und Verarbeiten von Daten die Lebens- und Naturwissenschaften in ihrer Arbeit verändert, aber auch wie die sogenannte ‚Datenrevolution‘ grundlegende Denkkategorien wie Körper, Umwelt oder Grenzen in Frage stellt“, so Nadim. In ihrer vorherigen Tätigkeit an der Humboldt-Universität zu Berlin und zugleich am Museum für Naturkunde Berlin begleitete sie große Digitalisierungsprojekte und baute das Forschungszentrum ‚Humanities of Nature‘ mit auf. Im gleichnamigen Forschungsfeld ist die Verflechtung von Natur und Kultur selbst der Untersuchungsgegenstand. „Unser Erleben der Natur und unser Umgang mit ihr sind beeinflusst von Begriffen und Unterscheidungen, die menschgemacht sind: von den Namen, die wir Pflanzen und Tieren geben, und den Klassifizierungen, die immer auch von den gesellschaftlichen Bedingungen und ihren historischen Kontexten geprägt sind“, sagt Tahani Nadim.